42,195 km Ruhrgebiet von Dortmund nach Essen: RuhrMarathon 2007

2007_05_13_Ruhrmarathon_07
Start des RuhrMarathons 2007 in Dortmund, Provinzialstraße.

Prima fühlte ich mich, als ich am Sonntag, 13.5.2007 in Dortmund an den Start des Ruhr-Marathons 2007 ging, denn ich hatte mich in den vergangenen vier Monaten mit insgesamt 940 Kilometern gut vorbereitet. Die vergangene Woche habe ich ausgiebig zur Erholung genutzt.

Mein Vater brachte mich zusammen mit seiner Lebensgefährtin zum Start nach Dortmund. Ich hatte ja bei Ihm übernachtet. Etwa zwanzig Minuten vor dem Start stärkte ich mich mit einer Stulle, denn ich kenne das: wenn ich darauf verzichte, bekomme ich spätestens nach zehn Kilometern mächtig Kohldampf.

Ich wollte mich noch mit meinem alten Schulfreund Jörg Asbeck am Sportplatz, ganz am Ende des Startfeldes treffen. Aber das hat leider nicht geklappt. Und auf einmal war die Zeit auch schon ziemlich knapp, um zum Startblock C zu kommen. Je näher wir der Startlinie kamen, um so voller wurde es auf dem Gehweg. Knapp fünf Minuten vor dem Start reihte ich mich in die C-Starter ein. 3:30, das war mein Ziel oder noch besser 3:29:59! So langsam wurde ich nervös, aber war dennoch ganz froh, dass es bald losgehen sollte.

Drei, zwei, eins – Start!
Nur wenige Sekunden nach dem Startschuss setzt sich der Lindwurm von 9.000 Läuferinnen und Läufern auf der Provinzialstraße in Bewegung. Knapp 30 Sekunden nach dem Startschuss drücke ich meine Stoppuhr auf der Startlinie und trab munter los. Begeisterte Zuschauer treiben uns vorwärts. Und die leicht abschüssige Straße zieht uns in flottem Fünferschnitt Richtung Bochum Langendreer. Es fühlt sich wirklich gut an. Eigentlich wollte ich es bis km 15 langsamer angehen lassen und lieber später einen ordentlichen Zacken zu zulegen. Aber es läuft sich so gut, und ich genieße es, zum zweiten Mal dort zu laufen, wo ich die ersten zwölf Jahre meines Lebens verbrachte.
Auf der Unterstraße in Bochum Laer komme ich mit Steffi aus Bochum ins Gespräch. Es ist ihr erster Halbmarathon. Gemeinsam laufen wir mit etwa 5:11 pro Kilometer nach Altenbochum. Die erste Samba-Gruppe gibt uns Schub, und wir passieren wenig später die 10 km-Matte. Weiter geht’s vorbei an dem Haus in dem ich damals gewohnt habe. Laut meinem Spickzettel bin ich noch etwa in meinem geplanten Tempo, bei etwa 5:20 pro km. Die Zeit verfliegt und wir erreichen schon bald die Bochumer Innenstadt. Rechts herum auf dem Ostring geht es vorbei an meiner Lieblingspommesbude – aber heute habe ich keine Zeit für ’ne Dönninghaus-Currywurst. Schon bald rennen wir auf Herner Straße Richtung Norden. Für einige der erfahreneren Halbmarathonis ist jetzt der Zeitpunkt gekommen den Nachbrenner zu zünden. Erst jetzt stelle ich fest, dass ich wohl versehentlich beim Hantieren mit der Kamera meine Uhr gestoppt habe. Laut Steffis Zeit ist das wohl etwa vor zwölf Minuten passiert. Mich ärgert das. Bis km 15 bleibe ich noch bei Steffi, die inzwischen nicht mehr so gesprächig ist. Ich ermuntere sie, falls sie sich noch gut fühlt, ihr Tempo zu halten. Dann verabschiede ich mich von ihr und lege deutlich an beschleunige.

Bald überquere ich nach 1:48:53 die Halbmarathon-Matte. Noch immer fühlen sich eine Beine richtig gut an, so dass ich das Tempo weiter halte. Bis km 25 ändert sich nichts an der Befindlichkeit meiner „Lauf-Organe“. Schon bald höre ich den Lärm vom „Come-Together-Point“ wo wir die Marathonis aus Oberhausen treffen. Links eine Cheerleader-Gruppe, die ihre Pompoms schwenken, wenige Meter weiter, am rechten Straßenrand, eine Sambagruppe mit Tänzerinnen. Mensch! Sehen die guuuut aus. Und diese laaangen Beine! Phantastisch. 🙂 Viel zu schnell bin ich an den exotischen Schönheiten vorbei, um den Anblick richtig genießen zu können.

Inzwischen ist es recht warm geworden und ich bin froh, bereits vor dem Start meine Laufjacke meinem Vater gegeben zu haben. Genauso war das Wetter ja auch angekündigt: 13 bis 20° mit Tageshöchsttemperaturen um 23°. Der Schweiß brennt mir in den Augen.

Kilometer 30:
Jetzt werden die Beine schwer. Ich habe dennoch das Gefühl, mein Tempo nur geringfügig verringern zu müssen. Eine Band am Straßenrand spielt Keep on Running. Das treibt an. Wenig später klingelt mein Telefon. Mein Vater gibt mir seinen Standort bei km 34 durch. Er will ja ein Foto von mir machen. „Bestimmt sehe ich schon ziemlich fertig aus“, denke ich: „Hätte der nicht weiter vorne stehen können?“

Kilometer 34:
Auf dem Weg nach Essen-Stoppenberg wird die Strecke zunehmend hügeliger. Eine Linkskurve leicht bergan, da steht er breit grinsend und rufend. Ich versuche das Tempo zu halten und die Erschöpfung mir nicht anmerken zu lassen.

Kilometer 34,5:
Da kommt er, das muss er sein: Der Mann mit dem Hammer. Nun wird es sehr schwer für mich. Ich will eine Cola! Einen Riegel oder ein Gel, irgendwas, was Kraft gibt. Die linke Wade macht Theater und will sich verkrampfen. Ok. Also wird jetzt gedehnt. Wieder in den Laufrhythmus zu kommen fällt mir schwer. Mein Tempo ist drastisch gesunken. – Pinkelpause.

Kilometer 35:
Endlich ein Verpflegungsstand mit Cola. Ich schütte zwei Becher davon in mich hinein. Wenige Minuten später geht es mir schon deutlich besser, und ich kann wieder einigermaßen laufen. Sicher, das Tempo, das ich zwischen km 15 und 30 drauf hatte, ist jetzt nicht mehr machbar. Die Kilometer bis zur Innenstadt ziehen sich in die Länge. Aber ab Viehhofer Platz geht es trotz meines langsameren Tempos – rein subjektiv empfunden – etwas zügiger Richtung Hauptbahnhof. Nach der Unterführung geht es rechts herum, diese gemeine Steigung rauf. Klar, es ist kein Vergleich zu den Steigungen beim Rennsteiglauf im vergangenen Jahr. Aber es fällt nach rund 40 km ziemlich schwer.

Kilometer 40,195:
Der Teufelslappen, eine Tradition, abgeguckt von der Tour de France, optisch markiert mit einem Tor und kostümierten Zuschauern und akustisch mit frenetischem Lärm den letzten Kilometer vor dem Ziel. Die Rüttenscheider Straße ist an dieser Stelle schon wieder etwas flacher und man kann weit nach vorn blicken. Mit Grillschwaden geschwängerte Luft wabert über die Strecke. „Ist mir schlecht!“ Zum Glück bin ich doch schnell vorbei, ohne den befürchteten Würgereiz zu verspüren. Noch eine Rechtskurve, wenig später eine Linkskurve und dann sehe ich das Ziel.

Auf der Zielgeraden:
Für einen Endspurt reicht die Kraft nicht mehr. Das ist auch gar nicht nötig, denn ich glaube nicht, dadurch meine Zeit deutlich verbessern zu können. Meine Uhr zeigt 3:32:06, als ich sie stoppe. Plus zwölf Minuten: Macht also etwa 3:44. Ich bin zufrieden, auch wenn ich mein Ziel, 3:30 zu schaffen, nicht erreicht habe. Das Dabeisein ist doch schließlich wichtiger.

Im Ziel:
Im Zielbereich duftet es nach Hühnerbrühe. Immer der Nase nach, lokalisiere ich die Duftquelle und labe mich an der lauwarmen Suppe. Dass sie nicht ganz heiß ist, stört mich überhaupt nicht. Seit km 35 habe ich schließlich Appetit auf etwas Salziges.

Wenig Später treffe ich mich mit meine Vater und seiner Lebensgefährtin und lasse mich von den beiden zuhause verwöhnen. Es gibt Spaghetti Bolognaise und dazu das Extra-„Finisher-Pils“ von Fiege aus Bochum.

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