Eine Expedition fast vor der Haustür, das war schon ein ganz besonderes Erlebnis für Natalie, Svenjas Schulfreundin, die uns Ende August besuchte. Seit mehr als einem Jahr lebt sie mit ihrer Familie in der Türkei. Ihr Besuch war eine willkommene Gelegenheit ein Stück alte Heimat zu zeigen, das sie noch nicht kannte.
Die Landschafts- und Naturschutzgebiete rund um den Gosener Graben sind nicht nur ein ökologisches Kleinod, sondern auch ein wunderbares Ziel für Erkundungen auf dem Wasser. Das dafür notwendige Boot gibt es günstig beim Bootsverleih Gosen zu mieten. Mit dem Fahrrad ist es nur eine knappe halbe Stunde bis dorthin.
Mit genügend Proviant im Rucksack und Badezeug machten wir uns gegen zehn Uhr auf den Weg. Die Strecke mit dem Fahrrad ist von Eichwalde über Schöckwitz Richtung Wernsdorfer Schleuse ist dank des vor wenigen Jahren angelegten Radwegs entlang der L30 gut zu befahren. Noch vor der Wernsdorfer Brücke bogen wir links in die Wernsdorfer Straße ab, die geradewegs zum Oder-Spreekanal führt. Mit dem Auto wären wir nicht mehr weiter gekommen, denn es gibt nur eine Fußgängerbrücke über den Kanal. Jenseits des Kanals sind es nur noch rund drei Kilometer zu radeln. Schon bald erreichten wir den Bruchweg in Gosen, den Standort des Bootsverleihs.
Die Formalitäten waren schnell erledigt und schon saßen wir zu Dritt im Kanadier und paddelten gemächlich über den Großen Strom. Bald unterquerten wir die Gosener Landstraße und bogen hinter der Brücke links ab, folgen dem Verlauf des Gewässers. Die Wasseroberfläche ist hier fast komplett mit Kleiner Wasserlinse bedeckt. Es knistert und rauscht – ganz leise – als wir mit dem Bootrumpf die grüne Decke durchpflügten. Der etwa zwölf Meter breite Graben verläuft mehr oder weniger parallel zur Gosener Landstraße. Nach wenigen hundert Metern erreichten wir den Abzweig in den Gosener Graben und folgten dem Verlauf. Rechts und links säumen unzählige Erlen die Ufer. Gemächlich paddelten wir weiter durch das glasklare Wasser und erreichten nach einiger Zeit den Dämeritzsee. Hier mündet auch der Gosener Kanal in den See. Wir paddelten weiter bis zur Einmündung der Spree. Eine Landzunge ragt hier in den See und bietet eine ideale Stelle zum Anlegen und Baden.
Inzwischen hatte sich auch der Hunger bemerkbar gemacht, so dass wir die unseren Zwischenstopp auch für ein kleines Picknick nutzten. Bald machten wir uns aber wieder auf den Weg, denn wir wollten noch die Spree erkunden.
Gemächlich floss die Spree uns entgegen. Die Strömung war anfangs kaum zu spüren. Doch wir paddelten immer weiter auf der Spree Richtung Neu-Zittau. Mit der Zeit wurden die Arme der Kinder doch immer schwerer. Wir machten uns aber keinen Stress, denn wir wollten ja keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, sondern vielmehr die Ruhe und Schönheit der Landschaft genießen.
Entlang des Spreeufers reihen sich Wochenendgrundstücke, bebaut mit mehr oder weniger großen Lauben und Häusern. Mehrere Ruder- und Kanu-Vereine haben hier ihre Bootsanlagen. Ein Kanu-Verein bietet hier Bootswanderern preiswerte Unterkunft.
Wir paddelten weiter gegen den Strom und ließen die bebauten Ufergrundstücke hinter uns und erreichen bald unser Ziel, Neu-Zittau. Viel gibt es dort nicht zu sehen. Leider hatte der Biergarten am Volkshaus Neu-Zittau geschlossen. Schade. Das wäre es gewesen. Also vertagten wir das Motivations-Eis auf später. Also machten wir uns auf den Rückweg. Inzwischen war es schon 15 Uhr, und wir hatten ja schließlich noch einige Kilometer Paddeltour vor uns. Die Strömung machte es uns ganz leicht, zügig vorwärts zu kommen. Das Bootshaus Sturzbecher war unser nächstes Ziel. Ich wusste noch von unserer ersten Paddeltour, dass es dort einen Imbiss gibt, der Eis, Kaffee und Bier und Essen zu zivilen Preisen anbietet.
Genüsslich entspannen wir mit der kühlen Erfrischung und genossen die spätsommerliche Sonne. Nach knapp einer halben Stunde machten wir uns auf den Weg über den Gosener Graben zurück zur Bootsvermietung Gosen. Obwohl wir die Strecke ja schon gut kannten, gab es immer wieder Neues zu entdecken. Beeindruckend war das klare Wasser im Gosener Graben. Hier und da konnten wir sogar recht große Fische sehen. Inzwischen wurden auch meine Arme etwas lahm. Gut sieben Kilometer waren es, die wir bis zum Volkshaus Neu-Zittau paddelten. Wir machen so etwas ja schließlich nicht jede Woche. Aber zu Dritt im Boot war das kein großes Problem, den Rückweg zu meistern. Noch gut eine Stunde waren wir unterwegs zu unserem Ausgangspunkt unserer kleinen Expedition. Dort bezahlten wir den Rest der Leihgebühr, denn wir hatten nur eine Anzahlung von zehn Euro geleistet. Wir schwangen uns auf die Fahrräder und radelten entspannt zurück nach Eichwalde.
Fazit
Ein Familienausflug auf dem Wasser ist eine tolle alternative zu Klettergärten, Spaßbädern und anderen Freizeiteinrichtungen. Vor allem die Nähe zur Natur ist für Kinder jeder Altersgruppe sicher ein Erlebnis. Die gemieteten dreier Kanadier bieten ausreichend Platz für das Gepäck. Die Boote lassen sich ohne großen Kraftaufwand bewegen. Wer mit vier Personen die Gosener Gewässer erkunden will, dem bietet die Bootsvermietung Gosen auch vierer Kanadier an.